Es geht auch ohne Plattenfirma – aber nicht ohne deren Arbeit

Wenn in gut gemeinten Ratgebern die Rede davon ist, man benötige als Musiker heutzutage keine Platenfirma mehr, wird die Sache leider meist allzu wörtlich dargestellt. Viele Musiker werden dabei in die Irre geführt, bis sie glauben, Plattenfirmen seien im Musikbusiness völlig über­flüssig.

Doch das sind sie nicht, steht doch hinter jedem Charterfolg irgendein Label, die Superstars sind fast ausnahmslos bei Majors unter Vertrag oder aber mit ihrem eigenen Indielabel an ein Major an­geschlossen, um deren weltweite Vertriebs­struk­turen nutzen zu können.

Was sich bis heute zugunsten der Musiker geändert hat, die von den Labels bisher abgelehnt wurden, ist die Möglichkeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und auch ohne Plattenlabel im Hintergrund Gehör bei den Medien zu finden und ihre Musik auf meist alternativen Wegen welt­weit zu vertreiben.
Was sich nicht geändert hat, ist die Wichtig­keit der Arbeit, die eine Plattenfirma leistet. Dass es auch ohne Plattenfirma geht, heißt also nicht, dass man den Aufgabenbereich des Labels geflissentlich ignorieren kann, sondern, dass man künftig selbst die Arbeit eines Labels erledigen muss.

Dabei geht es dann weniger um die Erfüllung formaler Kriterien wie Firmengründung oder Label Code, sondern um den Aufbau eigener Vertriebs­kanäle, eigene Medienkontakte und die Erstell­ung von Marketingkampagnen oder alternativ die Nutzung entsprechender Angebote fremder Dienst­leister. Was bleibt, ist die Finanzierung aus eigenen Mitteln. Von nichts kommt nichts, und mal schnell einen Song ins Netz stellen und auf den Aus­nahme­erfolg über die sozialen Medien hoffen, bewirkt leider nichts Nennenswertes, da auch vermeintlich virale Videos inzwischen nicht ohne Starthilfe auskommen.

 

Text: Julian Angel | Foto: © PureSolution/fotolia.de
Julian Angel ist Organisator der MusicBiz Mad­ness Konferenz, die am 11.10.2015 in Frankfurt/Main stattfindet. DRMV-Mitglieder und Musiker- Leser erhalten einen Sonderrabatt über diesen Link: www.musicbizmadness.de/drmv

Den kompletten Bericht findet Ihr im MUSIKER-Magazin 03/2015.

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