Jetzt kann jeder Songs produzieren: Ist die KI Suno der Sargnagel für die Musikindustrie?

Mithilfe künstlicher Intelligenz lassen sich schon länger Songs schreiben und produzieren. Die Software Suno macht diesen Vorgang nun aber so simpel und zugänglich, dass echte Musiker um ihre Karriere bangen müssen.

Kaum einen anderen Bereich stellt der aktuelle Hype um künstliche Intelligenz so offensichtlich auf den Kopf, wie die kreativen Künste. Egal, ob es um das Generieren von Bildern, Videos oder Songs geht, moderne KI-Tools erledigen in Sekunden, wofür Menschen oft Tage, Wochen oder Monate benötigen – und die Ergebnisse fallen immer überzeugender aus. Insbesondere in der Musikbranche sorgt dieser Umstand seit geraumer Zeit für Wirbel. Bereits Anfang 2023 zog etwa die Plattenfirma Universal vor Gericht, weil ein Unbekannter mithilfe künstlicher Intelligenz einen Song generiert hatte, der die Stimmen der Popstars Drake und The Weeknd verwendete und im Netz zum viralen Hit avancierte. Derlei Probleme könnten sich nun zuspitzen.

Bedurfte es bislang noch einiger Fachkenntnisse rund um die passenden Tools und das Thema Musik, um überzeugende KI-Songs zu erschaffen, macht die Software Suno diesen Vorgang nun für jedermann zugänglich. Wie die Website Leadersnet.de berichtet, erschien die App unlängst in einer neuen Version 3, die erstmals allen Interessierten öffentlich und kostenlos zugänglich ist. Bei Suno handelt es sich um ein Text-to-Music-Tool. Das bedeutet: Um einen neuen Song zu erschaffen, müssen Sie einfach nur eintippen, wie Sie sich diesen vorstellen. Ähnlich wie es bei Bildgeneratoren à la Dall-E funktioniert. Auch hier gilt: Je präzisier Sie beschreiben, was Sie von dem Lied erwarten, desto höher ist die Chance, dass das Ergebnis sich mit Ihren Wünschen deckt. Die Macher der App bescheinigen Suno selbstbewusst das Potenzial, den Standard für generative Musik auf eine neue Stufe zu hieven.

Beeindruckende Resultate mit Hitpotenzial

Tatsächlich sind die Resultate beeindruckend. Nicht nur musikalisch beweist Suno ein Händchen für Ohrwürmer, auch beim Verfassen von Texten präsentiert sich die KI äußerst wortgewandt und kreativ. Wie es etwa klingt, wenn ein Redakteur der COMPUTER BILD seinen harten Arbeitsalltag in einem melancholischen Folk-Song beklagt, ohne auch nur ein einziges Instrument in die Hand genommen oder ein Wort gesungen zu haben, hören Sie unter diesem Link. Das mit einem Augenzwinkern zu verstehende Ergebnis demonstriert eindrucksvoll, wie einfach es ist, mit Suno ein authentisch und überzeugend klingendes Lied mit Hitpotenzial zu erstellen. Dass hier nur eine Maschine musiziert, ist für den Laien kaum hörbar. Zwar betonen die Suno-Macher, dass sich die App noch in der Entwicklung befindet und unter diversen Kinderkrankheiten leidet, merken tut das ungeschulte Ohr das aber schon jetzt kaum noch.

Für die Musikindustrie, Produzenten und reale Musikerinnen und Musiker könnte sich diese Entwicklung verheerend auswirken. Wer eine kostenpflichtige Version von Suno nutzt, besitzt automatisch die Urheberrechte an den generierten Songs und kann diese theoretisch über Dienste wie DistroKid auf allen relevanten Streaming-Portalen veröffentlichen. Avanciert eines der Lieder zum Hit, lässt sich auf diese Weise viel Geld verdienen, ohne einen Finger krumm gemacht zu haben. So kann selbst der unmusikalischste Laie zum Starproduzenten aufsteigen. Erst wenn es daran geht, den Song aus der Konserve live zu performen, fliegt der Schwindel auf. Aber gewiss findet die KI-Technologie auch dafür in Zukunft noch eine Lösung.

Text: Manuel Bauer | Foto: © MayThawtar / Adobe Stock

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