Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz könnte in Kürze die Musikindustrie völlig umkrempeln. Über die Vor- und Nachteile dieser Entwicklung hat sich Redakteur Sven Weißer in der CZ-Glosse Gedanken gemacht.
Haben Sie das auch gelesen? In der Musikindustrie sollen jetzt künftige Charthits mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) generiert werden. Heißt: Alles, was jemals erfolgreich war, kommt in den Datenpott, und diese Daten werden zu „neuer“ Musik verarbeitet. Auch kann man stimmlich und musikalisch längst verstorbene Stars wieder mit neuen Stücken aufleben lassen. Streitigkeiten über das Urheberrecht sind bereits entbrannt.
Nur noch tolle Musik?
Ich habe mich gefragt, ob wir nun in naher Zukunft nur noch tolle Musik haben werden oder ob das das Ende von handgemachter und von menschlichen Köpfen erdachter Musik ist. Zumindest hat mich ein komisches Gefühl beschlichen.
Keine Angst vor Wandel
Andererseits: Mit revolutionären Neuerungen hadert man anfänglich ja immer. Als sich in den 50er Jahren der Rock ’n‘ Roll in den USA ausbreitete und über den großen Teich nach Europa schwappte, prophezeiten Kritiker auf beiden Seiten des Atlantiks den kulturellen Untergang und eine Verwahrlosung der Jugend. Heute ist diese Musik Kulturgut. Auch beim Aufkommen von elektronischer Musik wie von Kraftwerk oder Depeche Mode sprachen Kritiker zunächst von Baustellenmusik und Gepiepse. Heute ist es Kult. Weitere Beispiele sind Punk oder die Neue Deutsche Welle.
Abwarten und selbst entscheiden
Ich denke daher, wir sollten erst einmal abwarten, was uns die KI da bescheren wird. Letztlich entscheidet ohnehin der Markt beziehungsweise der Hörer, ob das Ganze erfolgreich sein wird oder nicht. Und wenn es sich durchsetzt, es einem persönlich aber nicht gefällt, kann man ja immer noch das Radio oder ein noch unbekanntes Medium der nahen Zukunft einfach abschalten und sich eine alte Langspielplatte auflegen. Die boomen auch seit einigen Jahren wieder.
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