Das vorliegende 2023er Album belegt, dass bis 1975 doch noch nicht alles schon da gewesen und gespielt wurde, zumindest nicht im Zusammenhang von Komposition und Songwriting.
Völlig eigenständige Songs fern jeglicher Kommerz-Charts, mit individuellem Sound, aber doch im Einzelnen mit höherem Wiedererkennungswert, teilweise durch markante Alleinstellungsmerkmale.
Nach einigen Jahren des schmachtenden Wartens hat sich die Geduld auf dieses zweite Werk der Jungs durchwegs gelohnt. Die musikalischen Wurzeln, die Faibles und bisherigen Wirkungsstationen von Frankenheimer, Hoffmann und Di Capri sind klar unverkennbar.
Wer hier jedoch ein weiteres Machwerk des übersättigten Marktes aus der Sparte Metal in reinster Form erwartet, wird in seiner Euphorie geschwind ausgebremst. Nach etwaiger anfänglicher Irritation deswegen sollte sich alsbald ein erwecktes Interesse und die Neugier auf das Album einstellen. Die Scheibe ist beileibe kein Massenprodukt bzw. man dürfte gewisse Schwierigkeiten damit haben, das Teil für sich selbst wertend schnellstens in Kategoriestreifen zu zerlegen um es sogleich in die passende Schublade unter „ferner liefen…“ zu versenken und den Mantel des Vergessens darüber zu legen – was das Album keinesfalls verdient hat. Stattdessen wird man feststellen, dass hier Intelligenz, Spielwitz, Freude am Arrangement und wohlbedachte Instrumentierung der Kompositionen zum tragen kommen. Das einfache Abstempeln des Produktes mit Rock, Pop, wo es doch eine gehörige Portion Progressivität in sich birgt – ohne in einfallslose Unlängen zu rutschen, käme dem Silberling nicht gerade nahe und wäre schlichtweg nicht gerecht. Hier gibt es musikalisch sehr viel zu entdecken und kommt für den Einen oder Anderen sicherlich sehr überraschend.
Ein kleines Manko allerdings ist hier der Einsatz einer elektronischen Rhythmusmaschine, also des Kollegen Drum-Computer, der allerdings gekonnt programmiert und verwendet wurde. Die Abmischung und Spielweise klingt tatsächlich nach Drums.
Simpel gestrickte Gemüter oder eingleisig Fahrende unter den Konsumenten sind hier fehl am Platz und sollten ihrer Hörgewohnheit nach den Charts gewogen bleiben. La la la … Solide 8 Sterne von 10.
www.unrat-rocks.de
by O. K.