Gerne wird darüber gesprochen, dass man als Musiker heutzutage kein Plattenlabel mehr benötigt. Viele machen es tatsächlich mit bemerkenswertem Erfolg vor. Dabei wollen wir aber nicht über die Methoden von Künstlern wie Moby oder Nine Inch Nails sprechen, die durch Major Labels groß geworden sind und ihnen dann den Rücken gekehrt haben. Lasst uns vielmehr die Möglichkeiten beleuchten, die ganz normale Musiker haben, die keine Major-gesponserten Erfolge im Rücken haben und nicht selten bei null anfangen.
So viel wir uns auch von Plattenfirmen abwenden wollen, eine Sache hätten wir doch nur zu gerne von ihnen: den Vertrieb. Jenes Organ, das unsere Musik in der ganzen Welt verteilen kann. Mit Contentaggregatoren, die Downloadportale in aller Welt mit unserer Musik beliefern, ist das auf der digitalen Ebene schnell und mit ein paar Klicks geschehen. Schwieriger wird es auf physischer Ebene. Wie kommt unsere CD in die Läden?
Lasst uns hier drei verschiedene Vertriebsmöglichkeiten besprechen: den Fachhandel, Mailorder Shops und den digitalen Vertrieb.
Brauchen wir den Fachhandel?
Der klassische Plattenladen existiert heute fast nur noch als oberflächlich sortierte Abteilung in Elektromärkten und Kaufhäusern. Neben Chartproduktionen und zahlreichen Greatest-Hits-Alben lassen diese Abteilungen vor allem eines vermissen: Spartenmusik. Jene Musik, die von 20er-Jahre-Acapella über Rockabilly und den Art Rock der 70er bis zu sehr speziellen Subkategorien der elektronischen Musik, des Blues, des Jazz oder des Heavy Metal reicht. Viele von uns spielen aber genau solche Spartenmusik, fernab des von Chartshows und Formatradio diktierten Mainstreams.
Es gibt kleine, auf bestimmte Stilrichtungen spezialisierte Vertriebe, die auch ungesignten Musikern den Verkauf über den Fachhandel ermöglichen. Dabei können wir mit rund 5,00 bis 6,00 Euro netto pro CD rechnen. Das eigene Album im Verkaufsregal macht natürlich ordentlich etwas her, aber die Sache hat einen faden Beigeschmack: Die Werbefachleute nennen es Streuverluste. Wir präsentieren unsere Spartenmusik, zum Beispiel eine Scheibe mit astreinem Chicago Blues, einem bunt gemischten Publikum, dessen Musikgeschmack – sofern er existiert – von Klassik über Country bis Techno reicht. Oder anders ausgedrückt, welche Verkaufschancen hat ein Glam-Metal-Album in einem von Hip-Hop geprägten Stadtteil?
Julian Angel ist selbstvermarktender Musiker und Initiator der Musikbusiness Konferenz „Music-Biz Madness“, die Musikern erprobte Tipps und Anleitungen zum Erfolg im Musikbusiness gibt.
Weitere Tipps findet Ihr auf: www.MusicBizMadness.de
Den kompletten Bericht findet Ihr im MUSIKER-Magazin 02/2014.